Die Reise einmal rund um das atemberaubende Island hat sich über 2982 km Straßenkilometer erstreckt und unvergessliche Eindrücke hinterlassen. Ob Vulkan, Geysir oder Gletscher – die isländische Welt ist eine schöne aber unwirkliche. Zu dritt haben wir uns aufgemacht, um diesen wilden Fleck Erde zu erkunden.
Vorwort
Diesmal als Bereicherung des Derbholz-Teams mit dabei: Steffi RaRa – Ausnahmeköchin, Ernährungsberaterin, Model, Hochgeschwindigkeitswanderin, Touristenführerin, Bücherwurm, Schreihals und Defender-Jägerin.
Vorab möchten wir auf einige Besonderheiten Islands hinweisen, die euch unter Umständen bei der Optimierung der Reisevorbereitung helfen können:
Fortbewegung
Vor unserer Reise haben wir beschlossen ein Wohnmobil zu mieten und die Vorteile liegen auf der Hand. Wer im Wohnmobil reist, muss sich keine Sorgen bezüglich Übernachtungen und einzuhaltenden Zwischenzielen machen.
Die Treibstoffpreise waren seltsamer Weise über zwei Wochen konstant, was man aus Deutschland doch anders gewohnt ist.
Ausrüstung
Auch im Sommer sollte man Winterkleidung einpacken und sich auf schnelle Wetterwechsel einstellen. Bei der Zusammenstellung der Ausrüstung muss beachtet werden, dass die Durchschnittstemperatur im Sommer tagsüber bei 13°C liegt und es häufig regnet. Auf T-Shirts findet man in Souvenir-Shops den Aufdruck “If you don’t like the weather, wait five minutes.” und dieser kommt nicht von ungefähr.
Ebenfalls ein leistungsstarkes Fernglas sollte man mitbringen, auch wenn man kein Hobby-Ornithologe ist, lohnt es sich. Das gleiche gilt für Teleobjektive, denn leider sind interessante Fotomotive oftmals weit weg.
Verpflegung
Generell ist es sehr teuer in Island. Unser Pizza-Index für Island liegt bei 20 – 25 Euro. Lebensmittel sollte man in Supermärkten der Kette “Bónus” kaufen. Diese sind leicht am rundlichen Schweinchen zu erkennen. Ein halb voller Einkaufswagen hat zwischen 80 und 100 Euro gekostet.
Einige Lebensmittel haben wir in unseren Koffern mit ins Land gebracht, darunter Reis, Nudeln, Müsli, Power-Riegel, Fertigsuppen, Nüsse, … allgemeine Tipps zur Verpflegung bei Outdoor-Touren findet ihr hier.
ACHTUNG: Es ist nicht erlaubt Fleisch oder Milchprodukte nach Island zu importieren!
Sonstiges
Während der Einweisung für unser Wohnmobil, durch einen sehr netten Europcar-Mitarbeit, haben wir dann auch direkt gefragt wie und wo wir abseits von Campingplätzen nächtigen können. Im Gegensatz zu Deutschland ist es in Island nicht verboten einfach im Fahrzeug zu schlafen. Es sollte nur darauf geachtet werden, dass es kein Privatgrundstück ist. Privatgrundstücke erkennt man in der Regel ziemlich einfach am Zaun und den Schildern mit Familiennamen an Abfahrten der Hauptstraßen.
Außerdem sollte man sich darauf einstellen, andauernd Touristen dabei beobachten zu müssen, wie sie bei Tageslicht mit Blitz fotografieren und das am besten auch noch durch die Autoscheibe. Das schnelle Abarbeiten von Sehenswürdigkeiten gehört zum Programm für den Standard-Touristen. Auf geht die Reisebustür und dann wird innerhalb von fünf Minuten alles fotografiert was geht.
In Island gibt es etwas mehr als 500000 Schafe und gerade mal 320000 Einwohner. Anfangs fällt das kaum auf, denn die Schafe bewegen sich frei und in kleinen Gruppen. Einmal im Jahr werden diese Schafe zusammen getrieben,gezählt und den jeweiligen Besitzern zugeordnet.
Wir haben die Island-Schafe nach einer Woche nur noch Offroad-Schafe genannt, denn diese Tiere sind wie Steinböcke und bewegen sich in Regionen, die auf uns oft sehr gefährlich gewirkt haben. Direkt an Klippen und Abhängen scheint das beste Gras zu wachsen.
Tag 1 – Ankunft in Island
Bei der Ankunft in Keflavik stellen wir nach einigem Warten fest, dass 2/3 unseres Gepäcks nicht im Flieger waren. Leicht bedröppelt fahren wir die ersten Kilometer mit unserem Camper und zwischen Keflavik und Reykjavik finden wir einen Parkplatz neben einer Aluschmelze.
Nach einer erholsamen Nacht fahren wir nach Reykjavik und machen zu Fuß eine Tour durch die Hauptstadt Islands…
Zum Ende des Tages besuchen wir das Perlan, eine Aussichtsplattform am südlichen Rand Reykjaviks. Der Ausblick ist lohnenswert und der kleine Wald nebenan veranlasst uns noch eine kleine Wanderung zum Wasser zu machen. Dort finden wir den Ylstöndin Nauthólsvík eine kleine Badebucht mit natürlichen warmen Quellen direkt neben einem Flugfeld.
Die Nacht verbringen wir einfach auf dem Parkplatz des Perlan mit Meerblick.
Tag 2 – Ab in die Natur
Am nächsten Morgen bewegen wir unsere mobile Wohnung zurück zum Flughafen Keflavik, um die Koffer in Empfang zu nehmen. Endlich können wir uns auf den Weg zu unserer ersten Wandertour machen. Anvisiert haben wir die Tour am Pingvellir und im Reiseführer deutet sich schon an, dass dieser Spot mit Touristen vollgestopft ist. Genau so sieht es auch aus – lauter Menschen und ein breiter Schotterweg führen entlang der Flüsse und Schluchten.
Trotz Vorwarnung ist die Enttäuschung groß, aber wir wären keine Derbhölzer, wenn wir nicht schnell eine alternative Route entdecken würden. Relativ am Anfang kommt man links vom Schotterweg ab und kann abseits der Wege und Touristen den wunderschönen Fluss entlang laufen und klettern. Einfach toll und so ist die erste Tour auch gerettet.
Nach einer kurzen Stärkung geht es weiter zum höchsten Wasserfall Islands, dem Glymur. Die Fahrt dorthin ist schon schwer beeindruckend, denn von einem Fjord geht es in ein breites und sehr grünes Tal. Auf der Schotterpiste zum Parkplatz sehen wir schon einen potentiellen Schlafplatz direkt am Fluss.
Der Weg hoch zum Glymur beginnt mit einer leichten Steigung und beeindruckt uns schon am unteren Wasserlauf mit tollen Felsen und Höhlen. Kurz vor dem steilen Anstieg muss man noch den Fluss mit Hilfe eines Baumstamms plus Seil überqueren. Darauf folgt eine steile Passage direkt am Hang, die an den gefährlichsten Passagen mit einem Seil gesichert ist.
Dann passiert unweit vom höchsten Punkt: trotz guter Vorbereitung knallt es in meiner rechten Wade beim entspannten Schritt von Stein zu Stein. Leider stellt sich nach einer kurzen Pause keine Besserung ein und wir müssen absteigen. Wadenzerrung – so falle ich erstmal zwei Tage aus, aber wir wollten sowieso Strecke machen und erstmal ein paar Kilometer Küste überwinden.
Vom Parkplatz aus fahren wir nur einige Minuten das Tal entlang und stellen uns dann an einen wunderschönen Platz direkt am Fluss.
Tag 3 – Walfang nervt
Nach dem Frühstück geht es los und Locke muss erstmal alleine fahren, denn auch das geht mit meiner Wade erstmal nicht.
Steffi versorgt uns permanent mit Informationen zu der Umgebung und so erfahren wir, dass in einigen Kilometern eine alte Walfangstation am linken Straßenrand erscheinen müsste. Als wir dort ankommen, müssen wir feststellen, dass diese Walfangstation noch im Betrieb und gerade ein Wal auf dem Gelände gereinigt wird. Kein schöner Anblick.
Das nächste Ziel ist Husafell, der breiteste Wasserfall Islands. Wohl eine der wenigen Stellen, wo ich mich darüber freue, dass man den Wasserfall schnell und einfach vom Parkplatz erreicht. Mit meiner Wade ist weiterhin Humpeln angesagt, aber der Wasserfall sieht einfach toll aus.
Also geht es nach der Besichtigung weiter in Richtung Arnastapi und auf dem Weg finden wir auch die ersten heißen Quellen.
Kraftprobestein: Fischer, die sich früher um einen Platz auf einem Dritvik Boot bewarben, erprobten ihre Kräfte an diesen Steinen. Die Steine tragen bezeichnende Namen: Ganzstarker 154 Kilo, Halbstarker 100 Kilo, Brauchbarer 54 Kilo, Schwächling dagegen 23 Kilo. Um einen Bootsplatz zu bekommen, musste Brauchbarer auf den Felsabsatz gehoben werden. Dieser befand sich, damals ungefähr in Hüfthöhe, ist heute aber durch angewehten Sand sowie Abnutzung bedeutend geringer.
Unterwegs gibt es wieder sehenswerte Küstenabschnitte und zum Abend hin befinden wir uns mitten im Snaefellsjoküll. Hier fahren wir einfach rechts von der Straße ab und finden einen wundervoll unwirklichen Schlafplatz zwischen Felsen.
Tag 4 – Schwanarmee
Früh geht es weiter, denn wir wollen weiterhin etwas Strecke machen und die Küste begutachten. Am Vorabend konnten wir aus der Ferne schon die über 400 Meter hohe alte Militärantenne sehen, aber als wir dann wirklich vor ihr stehen, ist es doch ziemlich beeindruckend, dieses bis 1994 genutzte Monstrum zu betrachten.
So geht es erst nach Olafsvik Wasser nachtanken und den Kacke-Koffer leeren. Als wir die Fjorde entlang fahren, fallen uns riesige Schwan-Gruppen auf – ein faszinierendes Bild. Nach einer kurzen Pause geht es weiter über den Küstenschotterweg und plötzlich kommt uns ein Läufer mit Fackel entgegen. Ein olympischer Fackelträger?
Bei einem Teilstück im Landesinnern kommen wir an einer nachgebauten Torfsiedlung vorbei, aber leider ist nach 18:00 der Empfang nicht mehr besetzt und wir können uns die kleinen Gebäude nur von außen ansehen.
Unser Lager schlagen wir wiedermal an der Küste auf, ein paar Kilometer nördlich von Akureyri, und der Ausblick ist spitzenmäßig. Gegen 23:00 Uhr treffen wir draußen noch eine Gruppe Reiter an und die erklären uns, dass das Wetter abends beziehungsweise nachts häufig besser ist und es aufklärt.
Tag 5 – Schwefelberge
Am fünften Tag ist unser erstes Zwischenziel Akureyri, eine der wenigen etwas größeren Städte in Island. Dort müssen wir tanken und da wir schon mal da sind, gucken wir uns noch den Botanischen Garten an.
Nach einem ungewöhnlichen Hot Dog mit Rotkohl reisen wir ab in Richtung Osten. Unterwegs halten wir kurz am Godafoss, dieser Wasserfall sieht wieder mal toll aus. Die Touristenmengen an Spots, die direkt neben den Parkplätzen liegen nerven und so verweilen wir nicht lange. Das nächste Ziel ist der Mývatn – zu deutsch Mückensee – und dort erwartet uns auch wieder eine surreale Landschaft aber zum Glück keinerlei Mücken. Dazu muss man sagen, dass die Mücken in Island sehr klein sind und nicht stechen. Sie stören nur durch ihre penetranten Versuche in Nase, Ohren und Mund zu fliegen.
Heute steht aber endlich mal wieder eine ordentliche Wanderung bevor und das auch noch in einer abgefahrenen Landschaft. Der Schwefelberg Namafjall (Namaskard) gilt als ziemliches Highlight in der Region und ist, wie erwartet, ziemlich überrannt von Touristen. Es regnet leicht und wir entscheiden uns die Wanderung auf den Berg anzutreten. Nach einigen Metern dünnt es sich aus und wir sind endlich wieder allein. Zwischen den dampfenden Geröllhaufen in bunten Farben, fehlt eigentlich nur noch, dass wir Raumanzüge tragen. Die Nasa schickte ihre Astronauten vor der ersten Mondlandung nicht umsonst zu Übungszwecken dorthin.
Bedingt durch den Regen bildet sich eine torfartige Substanz am Boden, die sich kiloweise an die Schuhe heftet und regelmäßig abgestreift werden muss. Beim Abstieg heißt es aufpassen, denn der torfige Boden ist sehr rutschig. Schuhe reinigen und Wohnmobil anwerfen – bevor wir weiterfahren gucken wir uns noch kurz das geothermische Kraftwerk an.
Für den nächsten Tag haben wir die Besichtigung des Dettifoss eingeplant und auf dem Weg dorthin fahren wir wiedermal einfach rechts ab ins nirgendwo und schlafen neben dem Flussbett einige Kilometer südlich des Dettifoss.
Tag 6 – Wasserfälle
Entspannt und ausgiebig frühstücken ist angesagt, denn wir sind ja schon sehr nah am heutigen Ziel für die Wanderung. Nach einer kurzen Fahrt kommen wir am relativ großen Parkplatz auf der westlichen Seite des Dettifoss an. Hier tummeln sich wieder unzählige Touristen von der Art, die sich nicht weiter als 15 Minuten vom Parkplatz entfernen und sicherheitshalber extra dick Schminke aufgetragen haben – vielleicht hilft es gegen den Wind?
Ein paar Minuten weiter nördlich befindet sich der Selfoss, welcher ebenfalls von schlecht ausgerüsteten Touristen umschwärmt wird. Man wundert sich nicht wirklich, wenn einem auf dem, von der Gischt durchnässten Boden, humpelnde und mit dreck beschmierte Leute in ‘Hausschuhen’ entgegen kommen – kopf-schütteln angesagt.
Die Touristen-Horden sind kein schöner Anblick, aber unser Ass im Ärmel ist die anvisierte Tour zum Hafragilsfoss, der wesentlich weiter nördlich liegt und eine mehrstündige Tour bildet. So bewegen wir uns aus der Gischt des Selfoss heraus und nach einigen Metern sind wir alleine und können ungestört die Schönheit der Isländischen Natur entlang dieses tollen Flusses genießen. Über Geröll und zwischen Felsen hindurch geht es leicht bergab, bis wir an einen steilen Hang kommen, an dem ein Seil bemüht werden muss um nach unten zu gelangen.
Ein spannendes Zwischenabenteuer. Unten angekommen geht es weiter entlang am Wasser und bald erreichen wir die nächsten Wasserfälle, welche mit beeindruckender Stärke unvorstellbare Wassermengen an uns vorbei schieben. Über ein Geröllfeld, durch ein enges Tal und wieder bergauf zum Plateau. Die letzten Kilometer der Strecke sind nicht weniger beeindruckend, wie die ersten.
Ab in das Wohnmobil und weiter geht die Reise über die wohl längste und brutalste Schotterpiste, die für Wohnmobile offiziell von Europcar freigegeben sind. Das Stück vom Dettifoss zurück zur Küste im Norden auf der 864 hat es in sich. Als wir wieder auf einer befestigten Straße sind, freuen wir uns ungemein und suchen einen Schlafplatz.
Tag 7 – Hobbyornithologen
Unser Schlafplatz liegt direkt am Rauðanes und so brauchen wir nur einige Minuten bis zur Küste. Die bevorstehende Tour verspricht Aussicht auf Papageitaucher und wir sind gespannt. Der Küstenstreifen weist wiedermal diese markanten sechseckigen Basalt-Felsstrukturen auf, die man oft auf Island bewundern kann. Viele interessante Felsformationen mit großen Löchern verzieren die Küste und dazu gibt es noch viele kuschelig flauschige Mövenküken zu sehen.
Nach etwas über einer Stunde kommen wir im nördlichen Bereich an den Papagaitaucher-Felsen und gucken nicht schlecht als wir sehen, wie diese tollpatschigen Flieger sich vom Felsen stürzen. Leider ist der Felsen schon ein Stück weit weg und wir haben kein Teleobjektiv für den Fotoapparat dabei. Nichtsdestotrotz können wir die kleinen Vögel mit dem Fernglas beobachten.
Auf dem Rückweg zum Wohnmobil versuchen wir noch ein paar Schafe zu streicheln, aber die sind wie immer sehr scheu und halten Abstand. Weiter geht die Reise in Richtung Treibholz-Wanderung im Nord-Osten. Zwischendurch halten wir noch spontan an einem gut zugänglichen Küstenabschnitt und betrachten das haufenweise angespülte Treibholz. Die Mengen an Kunststoffmüll sind kein schöner Anblick. Scheiß Menschen!
Als stillen Protest schmücken wir unser Wohnmobil mit Müll und fahren weiter, denn für den heutigen Tag erwartet uns noch eine richtige Treibholz Wanderung aus dem Reiseführer. Wir haben Glück und können direkt am Startpunkt zur Wanderung parken und nächtigen. Wir entscheiden uns die Tour zu machen und danach das Abendessen zuzubereiten.
Los geht es entlang eines Flusses in Richtung Strand. Der Strand ist auf den ersten Metern noch ziemlich müllfrei. Das ändert sich aber leider schnell. Zwischen dem Treibholz aus Sibirien stechen bunte Plastikabfälle hervor. Wir schätzen, dass es sich zu fast 90 % um Hilfsmittel aus der Fischfangindustrie handelt. Hinter dem Strand erwarten uns spektakuläre Felsen und wir halten inne, um diesen Ausblick zu genießen. Der Rückweg führt ein Stück über den Strand und Wiesen, die wie immer von Schafen besiedelt werden.
Tag 8 – Südländisches Flair
Für den heutigen Tag stehen diverse alltägliche Pflichten an und zusätzlich wollen wir mal wieder etwas Strecke machen. Unser erstes Ziel ist Egilsstadir und dort müssen wir kurz zu Europcar, Bonus und einer Tanke.
Bei der Fahrt um den Lagarfljot sehen wir ein für uns untypisches Island. Bäume und Wälder mit Stränden auf der Ostseite des Sees. Auch einen großen Campingplatz direkt am Wasser finden wir zufällig und sind erstaunt über dieses mediterrane Flair. Nach unserer Rundtour geht es weiter zum Tagesziel und auf dem Weg dorthin befahren wir spektakuläre Küstenstraßen am Berg und einspurige unheimliche Tunnel.
Die Strecke mündet in einer Sackgasse mit Wanderung zu einer schönen Grotte und auf dem Rückweg entscheiden wir uns im Nebel auf einem Berg zu übernachten. Diese Nacht ist jedoch nicht wie die anderen… wir werden unsanft geweckt, weil ein paar Spaßvögel an die Heckscheibe klopfen und Steffi wie im Horrorfilm schreit!
Tag 9 – Erster Gletscherkontakt
Heute heißt es: Strecke machen und ins Touristengebiet eindringen. Der Süden Islands kanalisiert alle Reisenden, denn die großen Gletscher lassen nicht viel Platz und so gibt es nur eine große Straße, die durch die Schwemmgebiete führt. In Höfn tanken wir noch mal und nähern uns langsam ab er stetig dem Vatnajökull, der erste große Gletscher auf unserer Reise.
Voller Neugier fahren wir ab von der Hauptstraße und direkt auf den Gletscher zu. An Schotterpisten haben wir uns längst gewöhnt und der Ausblick lohnt sich schon aus der Ferne. Wir fahren so nah ran wie es geht und halten vor einer kleinen Hängebrücke, die direkt zum Gletscher führt – hier werden wir übernachten.
Vor dem Abendessen machen wir natürlich noch eine kurze Tour in Richtung Gletscher, um schon mal die Lage für den nächsten Tag zu prüfen.
Tag 10 – Gletscher ganz nah
Früh geht es los und heute wollen wir so nah an den Gletscher Vatnajökull, wie möglich. Zwischendurch müssen wir noch ein paar schicke Bekleidungsfotos für meinen langjährigen Freund und Sponsor Marcus von bedeckdich.com machen. Die spektakulär unwirkliche Umgebung stellt sich als tolle Kulisse heraus und wir hoffen, dass sich das Frieren in kurzen Oberteilen lohnt.
Uns fällt gar nicht auf, dass wir wirklich Glück haben und während unserer Gletschertour keine Menschen in der Nähe sind. Wir können die Natur ungestört genießen.
Als nächstes Tagesziel steht die Besichtigung des 80 Jahre alten Gletschersees Jökulsárlón an. Die hellblauen Eisbrocken sind bekannt aus Filmen und Dokumentationen und diesen Anblick können wir uns nicht entgehen lassen. Der Parkplatz und die direkt Umgebung ist total überlaufen, aber damit haben wir schon gerechnet. Wir sind trotzdem so beeindruckt, dass wir eine Tour mit dem Amphibienfahrzeug machen. Abgesehen von interessanten Informationen zum Gletschersee gibt es auch noch eine Verkostung von 1000 Jahre altem Gletschereis.
Nach den Eisbergen fahren wir weiter zum Svartifoss, der berühmte Wasserfall mit den sechseckigen Basalt-Formationen und einem beeindruckenden Überhang. Total touristenverseucht und überlaufen von nervigen Gruppen, die aus irgendwelchen Bussen entstiegen sind. Der gesamte Skaftafell-Nationalpark ist ziemlich überfüllt im Sommer und die Zeltplätze haben beachtliche Preise.
Deswegen entscheiden wir uns weiter zu fahren und einfach vor einem kleinen aber sehr ansehnlichen Wasserfall zu übernachten.
Tag 11 – Der Berg ruft
Geweckt werden wir von einer kleinen Gruppe Schafe, welche interessiert unser Wohnmobil umkreisen. Für heute stehen die Besichtigung eines weiteren Gletschers und des angeblich schönsten Campingplatz Islands Pakgil an. Tanken und Wasser nachfüllen … bißchen Strecke machen. Die letzten knapp 15 Kilometer zum Campingplatz fahren wir mal wieder über eine Schotterpiste. Diesmal jedoch bergauf und bergab. Die Anfahrt lohnt sich, denn der Campingplatz Pakgil ist wirklich wunderschön.
Auch die Tour hoch zum Gletscher ist sehr spektakulär und wunderschön. Wir brauchen etwas über zwei Stunden um zum Gletscher zu gelangen – die offizielle Tour hört ein ordentliches Stück vorher auf und führt nicht direkt bis zum Gletscher.
Tag 12 – Touriprogramm
Am heutigen Tag lockt uns der Reiseführer zu einer Grotte, die auch aus Basalt- Gestein besteht und Papageitaucher zu bieten hat. Diese Grotte liegt am Blackbeach, ein Strand der durch sehr dunklen Sand/Kies geprägt ist.
Im Süden scheinen alle Wasserfälle komplett überfüllt zu sein und so halten wir nur noch selten an.
Ein spontaner Ausflug zur Besichtigung von historischen Torfhütten fällt leider ins Wasser, weil es dann doch 750 ISK pro Person kosten würde. Das ist uns zu teuer und steigen wir wieder in das Wohnmobil und fahren weiter.
Tag 13 – Der Geysir
Natürlich können wir uns nicht entgehen lassen, den original Geysir zu besuchen. Der Namensgeber aller anderen Geysire weltweit befindet sich nämlich in Island. Leider ist er nicht mehr aktiv, aber das macht nichts, denn ein paar Meter daneben befindet sich sein Geschwister-Geysir Strokur, der alle 5 – 10 Minuten ausbricht. Noch kurz den Touristen-Shop besichtigt und ab ins Wohnmobil.
Zur Übernachtung finden wir eine tolle Stelle an einem Fluss und dort probieren wir auch mal die Survivalangel aus, obwohl wir schon vermuten dass die Strömung für die Grundblei-Konstruktion nicht wirklich optimal ist. Nach einiger Zeit und dem Abendessen fällt uns auf, dass es an diesem Fluss sehr viele unterschiedliche Vögel zu sehen gibt. Lustiger Weise taucht dann auch plötzlich ein Bus mit Hobby-Ornithologen auf und alle holen ihre Ferngläser und Stative raus.
Tag 14 – Thermalquellen
Die heißen Thermalquellen Islands speisen diverse Kraftwerke und sogar Bananen werden so in großen Gewächshäusern gut temperiert. Welches so nördlich liegende Land kann schon behaupten Bananen anzubauen? So fahren wir also vorbei an verlassenen Gewächshäusern und einer futuristischen Sporthalle, die leicht an eine Marsunterkunft erinnert. Der Parkplatz ist mal wieder hoffnungslos überfüllt und wir stellen das Wohnmobil ein paar Meter entfernt ab. Ein letztes mal ziehen wir unsere Wanderbekleidung an und freuen uns auf den Berg und seine Thermalquellen.
Auf den ersten Metern kommt uns eine Touristengruppe mit Pferden entgegen und es ist generell ziemlich viel los. Durch nach Schwefel müffelden Dampf ziehen wir zügig an den anderen Wanderern vorbei und sind gespannt auf die Badestellen. …
Nach knapp 30 Minuten in dem sehr warmen Wasser, trifft uns in der kalten Luft der Hammer und ich muss erstmal klar kommen. Lockes Kommentar dazu ganz trocken: ihr solltet mal häufiger Saunieren! Nach ein paar Minuten bin ich dann endlich in der Lage kurz auf einem Bein zu balancieren, um die Hose zu wechseln. Der Abstieg steht nun bevor und danach fahren wir leider schon wieder in Richtung Flughafen, denn bald geht unser Flieger und wir müssen zurück in die Zivilisation.
Nach zwei Wochen heißt es jetzt: Wohnmobil leer räumen und Koffer packen. Dafür haben wir uns eine schöne Lavalandschaft unweit vom Flughafen rausgesucht … wehmütig räumen wir also zusammen, genießen das letzte Abendessen im Camper und ab gehts.
Nachtrag
Wir hatten uns wesentlich mehr vorgenommen für die zwei Wochen, aber leider mussten wir einige Wandertouren überspringen. Die nordöstliche Halbinsel soll beispielsweise auch sehr interessant sein, aber um diese in einen Roadtrip zu integrieren braucht man mindestens drei oder eher vier Wochen. Dazu kommt, dass man mit dem Wohnmobil nicht alle interessanten Orte erreichen kann. Um das Hochland zu durchqueren braucht man ein offroad-fähiges Fahrzeug mit Allrad-Antrieb.